…bist du bereit für dein nächstes Interview.
Unvorbereitet als Gast, Experte und Antwortgeber in ein Interview zu gehen ist etwa so sinnvoll, wie einen Bus einzuparken ohne einen Führerschein zu besitzen oder einen Marathon zu laufen, ohne sich darauf vorbereitet zu haben.
Keine gute Idee. Und doch Alltag. Denn wie genau soll ich mich als Gast auf ein Interview vorbereiten? Und warum eigentlich?
Ich möchte ich Dich mit konkreten sieben Fragen durch den Vorbereitungsprozess führen und Dir so zeigen, wie genau Du Dich auf Dein nächstes Interview vorbereiten kannst. Für bessere Antworten. Denn es scheitert nicht nur an guten Fragen, sondern auch häufig an guten Antworten.
Wie möchtest du dich im Interview präsentieren?
Wer möchtest du sein? (1)
Fangen wir mit dem „Wie“ an, weil ich es spannend finde, über die eigene Rolle nachzudenken.
Wie wollen wir wirken? Der Coach-Chor antwortet unisono: Natürlich authentisch! Natürlich. Diese Antwort hilft Dir nur bedingt weiter. In welcher unserer vielen Rollen sollen wir uns authentisch zeigen? Wen wollen wir darstellen?
Den reflektierten, wissenschaftlich fundierten, eloquenten und ernsthaften Businesstyp?
Die lässige, humorvolle, optimistische und anpackende Frau?
Oder den verständnisvollen, zurückhaltenden, eher zuhörenden Mentor?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle diese Modelle performen können. Und dabei sogar authentisch wirken. Denn je nach Zielgruppe greifen wir bereits auf diese Rollenmodelle im Business zurück. Im Gespräch mit unserer Bank, mit dem Postboten und mit unseren Kunden.
Also können wir uns tatsächlich eine Rolle aussuchen, mit der wir ins Interview gehen.
So stelle ich mir persönlich die Frage, wie möchte ich bei der Zielgruppe ankommen? Und wie hilft mir das? Möchte ich Vertrauen aufbauen? Möchte ich zeigen, wie lustig ich bin? Möchte ich mich kantig positionieren? Es ist meine Wahl. Und die Wahl beeinflusst viele Faktoren: Wie spreche ich? Wie schnell spreche ich? Mache ich Witze? Zeige ich mich persönlich? Bewege ich mich viel auf der Meta-Ebene? Widerspreche ich? Provoziere ich? Bis hin zur Frage nach dem Outfit: Bin ich der junggebliebene, digitale Experte im T-Shirt oder bin ich der souveräne Coach im hellblauen Hemd? Der Businessmann mit Krawatte. Ich beherrsche alle drei Rollen und sicher noch weitere.
Lege fest, in welche Rolle Du Dich gerne im Interview positionieren möchtest. Wie genau verändert sich dadurch Dein Auftritt? Was genau möchtest Du in der Zielgruppe damit erreichen?
Solltest Du mir hier entgegnen „Ich trete so auf, wie ich wirklich bin“ zählt nicht. Sie ist nur Ausdruck, dass Du Dich noch nicht wirklich mit diesem Thema tiefer beschäftigt hast. Wenn sind eben nicht nur diese eine Rolle. Frage mal Deine Kolleginnen und Kollegen oder Deine Familie.
Wer also bist Du im Interview?
Wie setzt sich die Zielgruppe in dem Interview zusammen?
Wer sind deine ZuhörerInnen und ZuschauerInnen? (2)
Wir haben eben bereits die Frage gestellt, welche Wirkung wir auf die Zielgruppe haben. Welche Zielgruppe denn genau?
Die Frage nach dem WER ist wohl eine der wichtigsten Fragen. Um es auf die beispielhafte Spitze zu treiben: Wir möchten nicht wirklich einem veganen Publikum im Interview mit unserer Jagdleidenschaft auf den Pelz rücken. Das wäre keine gute Idee. Dieses Beispiel ist natürlich an den Haaren herbei gezogen.
Aber vor einem Podcastpublikum von der Wirkung von Video zu schwärmen, will wohl überlegt und gut gemacht sein. Möglich ist alles.
Wir sollten nur die Rahmenbedingungen gut kennen. Wer ist die Zielgruppe? Zu welcher Gruppe gehört die Zielgruppe? Veganer? Selbstständige? Naturwissenschaftler? Alleinerziehende Mütter…Was ist deren Schmerzpunkt? Was ist deren Problem, für die sie eine Lösung suchen? Warum tauschen sie ihre Lebenszeit ein, um Dir in einem Interview zuzuhören? Was erhoffen sie also von dir zu bekommen? Wie kannst du helfen? Was kannst Du bieten?
Diese Frage sollte sehr klar zu beantworten sein, um Nähe und Vertrauen aufzubauen.
Ich hatte vor kurzen ein Interview mit einer Rechtsanwältin geführt, es ging um die DSGVO. Zielgruppe Medientrainer. Und es war so wichtig, dass diese Rechtsanwältin sich zuvor Gedanken über die Arbeitsweise und Lebensumstände einer Medientrainerin gemacht hat, denn so erreichte sie das Publikum unmittelbar bei ihren Bedürfnissen. Sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht.
Welche Inhalte möchtest du platzieren?
Was ist Deine Botschaft? (3)
Was genau möchtest Du eigentlich sagen? An welche Kernbotschaft soll sich die Zielgruppe erinnern, wenn das Interview vorüber ist? Was soll hängen bleiben?
In meinen Trainings beantworten meine Kunden diese Suche nach der Botschaft häufig mit einer Liste von Punkten: „Es soll hängen bleiben, dass wir sichere Immobilienfonds anbieten, dass eine Immobilie das beste Invest ist, dass es uns schon so lange am Markt gibt und das die Laufzeit sehr kurz ist.“ Das sind sicher wichtige Punkte für den Fondsanbieter in der Kommunikation, aber es ist nicht die Kernbotschaft. Hierbei handelt es sich um Key Messages, um weitere Aspekte, nicht aber um die Kernbotschaft.
Aber was ist nun die Kernbotschaft? Es könnte „Verlässlichkeit und starke Ergebnisse“ sein. Wir gehen also eine Ebene höher und schauen auf der Meta-Ebene. Was verbindet alles miteinander? Was ist der Markenkern?
Gute Beispiele finden wir hierzu in der Automobilindustrie. Die Kernbotschaft bei BMW lautet „Freude am Fahren“, bei Audi „Vorsprung durch Technik“.
Wir kennen diese Botschaften nur zu gut aus der Werbung und sie wirken: Vielleicht können wir nicht unmittelbar die Automarke zuordnen, aber in unseren Köpfen entstehen konkrete Bilder, hören wir den Slogen.
Meine Botschaft mit den Interviewhelden? Ganz einfach „gute Fragen – gute Antworten“. Darauf werde ich in jedem Interview, das mit mir geführt wird, zu sprechen kommen.
Die Kernbotschaft alleine reicht aber nicht aus – sie ist der Kern einer Marke, das Herz. Und das sollte schlagen.
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Was sind dein weiteren Botschaften im Interview?
Was steckt alles in Deiner Botschaft? Key Messages (4)
Stellen wir uns ein Haus vor, dann haben wir jetzt zwei ganz wichtige Elemente geschaffen. Quasi den Rahmen für unser Interview. Wir haben die Zielgruppe als Fundament, darauf richtet sich alles auf und aus. Und wir kennen unsere Botschaft, das Dach des Hauses.
Wir arbeiten uns jetzt von oben nach unten. Von der meta-Ebene der Botschaft werden wir konkreter und definieren in der Vorbereitung zu einem Interview unsere Key Messages, die Auswirkungen unserer Botschaft.
Machen wir es an einem weiteren Beispiel fest: Es geht um ein Interview zum Thema Podcast. Der Experte ist ein Podcast-Produzent. Zielgruppe im Interview sind Solopreneure, die sich selbst um ihr Marketing kümmern. Seine Botschaft lautet: Podcast ist der Brand-Booster! Mit Podcast verschaffst Du dir einen Namen. Das kann man behaupten, vielleicht klingt es auch ganz schick, aber überzeugend ist das bisher noch nicht.
Was fehlt? Es sind die Belege – die Einzelaspekte zum Thema.
Da haben wir zum Beispiele die Key Message „Podcast ist ein Trendmedium“ oder „Podcastkosten sind gering“ oder „Podcast ist ein Content-Wunder“. All diese Punkte unterstützen die Botschaft, dass Podcast ein Brand-Booster ist. Es ist die Konkretisierung der Botschaft, die Untermauerung, die guten Argumente dafür, die Aspekte, die Unterthemen.
Und diese kann unser Experte nun im Gespräch gut platzieren. Er hat sich vorbereitet und weiß genau, seine Aspekte stützen seine Botschaft.
Und er weiß noch mehr – unser Experte und Gast weiß vor allem, dass er gute Geschichten erzählen muss. Denn nur These zu platzieren und die ganze Zeit auf der Meta-Ebene unterwegs zu sein, langweilt die Zuhörenden sehr.
Nutze Storytelling im Interview!
Welche Geschichten hast Du mitgebracht? (5)
Und hier kommt die Lösung: Deine Geschichten. Deine Storys. Was hast Du erlebt? Was kannst Du lebendig und spannend erzählen? Gibt es Geschichten zu Deinem Thema, die Emotionen auslösen? Spannung, Mitgefühl, Aufregung, Humor, Überraschung – auf diese Geschichten kommt es ganz besonders an.
Was ist spannender? Irgendeine Summe, die Spotify investiert, um exklusive Podcast-Produktionen zu realisieren? Oder die Geschichte, wie die Moderatorin und Autorin Charlotte Roche zusammen mit ihrem Ehemann einen Sextalk-Paar-Podcast produzieren und damit für richtig viel Aufregung sorgen?
Es ist die Story, die es lebendiger und spannender macht. Wir werden uns auch an die Story erinnern, wahrscheinlich nicht an die Summe, um die es ging.
Also sind wir immer auf der Suche nach einer Geschichte.
Eine weitere Story zur Key-Message „Podcast ist ein Trendmedium“ ist der Smartspeaker. In den nächsten 180 Tagen werden voraussichtlich 6 Millionen Smartspeaker in Deutschland verkauft werden. Eine Story, die unsere These und Key Message unterstützt und zum Leben erweckt.
Diese Stories müssen nicht unbedingt mit uns etwas zu tun haben. Sie können auch eine Produktgeschichte erzählen oder von Dritten handeln. Aber sie sollten eine Geschichte sein, kein theoretisches Zahlenspiel.
Welche Geschichten hast Du zu erzählen und wie erzählst du sie?
Was sollen deine Zuhörenden nun machen? Hast du einen CZA – einen call to action?
Was soll ich machen? (6)
Möchtest Du eigentlich etwas Konkretes von der Zielgruppe? Wie lautet Dein Call-to-Action (CtA)?
Sollen sie sich in Deine Newsletterliste eintragen? Sollen sie einen Podcast abonnieren? Sollen Sie sich ein Angebot anschauen? Sollen sie ein Produkt oder Dienstleistung buchen oder kaufen?
Oder sollen sie nur einen ersten Kontakt zu Dir haben, sollen Dich als Marke wahrnehmen?
Sei Dir ganz bewusst, was Du von der Zielgruppe möchtest.
Und dann appelliere an Sie. Sag Ihnen, dass Du Ihnen sehr mehrwertige Inhalte über Deinen Newsletter regelmäßig schenkst. Verrate Ihnen, wie sie mit dem Rabattcode an das eine begehrte Produkt kommen oder warum es ihnen helfen wird, den Podcast zu abonnieren.
Wenn Du nicht weißt, was die Zielgruppe machen soll, wirst Du sie auch nicht zum Ziel lenken können. Und das wäre sehr schade, denn dann hat keiner etwas davon. Du nicht und Deine Zielgruppe auch nicht.
Selbstpositionierung – Zielgruppe – Kernbotschaft – Key message – Stories und der Call to Action – mit diesen sechs Schritten hast Du dir bereits eine komplette Interviewstrategie erarbeitet.
Wenn Du Dir wirklich Zeit nimmst und diesen Prozess sehr ausführlich durchlebst, kommen meist erstaunliche Erkenntnisse dabei raus. Zwar arbeiten wir schon so lange oder so intensiv mit unseren Produkten und Angeboten, doch haben wir wirklich schon alle Aspekte durchdrungen? Warten da nicht spannende Geheimnisse und Geschichten auf uns und vor allem auf unsere Zielgruppe, die erzählt und kommuniziert werden müssen?
Doch jede Strategie, jede Keymessage und jede Story dringt nicht zur Zielgruppe durch, wenn die Technik versagt.
Technikcheck vor der Interviewaufzeichnung!
Hast Du die Technik gecheckt?
Nun kommt es sehr darauf an, ihn welchem technischen Setting Dein Interview stattfindet.
Bist Du von einem Fernseh- oder Radiosender eingeladen, brauchst du dir sicher keine Gedanken zur Technik machen.
Stellst du aber Deine eigene Technik im Interview zur Verfügung, in dem Du ein Telefoninterview machst oder ein Onlineinterview mit oder ohne Bild, dann hingegen, beginne wirklich rechtzeitig mit dem Technikcheck.
Nichts ist ablenkender, als die Unsicherheit, die Technik funktioniert nicht oder bricht jeden Moment zusammen.
Diese ist ein sehr großes Thema, das ich an dieser Stelle bewusst klein halten werde:
Egal ob es ein Video- oder nur ein Audio-Interview ist, sorge für bestmögliche Audioqualität. Nutze ein hochwertiges externes Mikrofon, dass du an Dein Smartphone oder Deinen Computer anschließen kannst. Such Dir einen ruhigen Rau, der nicht sehr hallig ist. Nutze Kopfhörer, um Rückkoppelungen zu vermeiden. Fahre Dein System vor dem Interview einmal komplett runter und wieder rauf, damit der Computer die bestmögliche Performance leisten kann. Schließe Programm, die Töne abgeben, wie z.B. beim Eintreffen neuer Mails oder Chat-Nachrichten. Kannst Du Deine Türklingel abschalten? Das Telefon? Sein ungestört.
Und wenn es sich um ein Video-Interview handelt, sorge für das bestmögliche Bild von dir. Vermeide unruhige Hintergründe wie die Bücherwand im Arbeitszimmer, lass keinen Wäschestände im Bild stehen, schaue auf Augenhöhe in die Kamera, stelle also gegebenenfalls Deinen Laptop auf Bücher, damit die Laptop-Kamera auf
Augenhöhe kommt, sorge für gutes und ausreichendes Licht.
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