Frühjahrsputz für deinen Interview-Podcast

Frühjahrsputz für deinen Interview-Podcast

Sieben Positionen in deinem Podcast, die wir mal aufpolieren sollten

Betriebsblindheit auf beiden Ohren

Wann hast du das letzte Mal Wesentliches in deinem Interview-Podcast verändert?

Wann hast du bewusst mit Abstand und aus neutraler Position deinen Podcast das letzte Mal angehört und überprüft?
Wann hast du das letzte Mal deinen Opening-Jingle bewusst angehört?

Das dachte ich mir und damit bist du in bester Gesellschaft. Es wäre wenig schlau, ständig am eigenen Podcast rumzunörgeln, wöchentlich Anpassungen vorzunehmen und nie in die nötige Podcast-Routine zu kommen. Denn genau diese Routine benötigen wir, wenn wir langfristig und regelmäßig produzieren und veröffentlichen wollen. Im Business sprechen wir natürlich nicht von Routine, sondern von Prozess. 😉


So ein Prozess hat neben dem Vorteil der fast automatisierten Wiederholung den Nachteil, dass wir dazu neigen, die Aufmerksamkeit zu verlieren. Wir werden nachlässig, gewissermaßen betriebsblind und schon schleichen sich Dinge ein, die wir eigentlich anders und besser können. Ich möchte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und so lass uns über deine Podcast-Shownotes am Ende sprechen. 😉

Nimm dir nicht zu viel vor

Ein Interview-Podcast besteht aus unzähligen Bestandteilen, die zum Teil so kleinteilig sind, dass es uns schwerfällt, sie zu erkennen. Ein Beispiel: Gibst du Bestätigungslaute von dir, wenn dein Gast mit der Antwort fertig ist? Ich vermute, du kommst jetzt ins Grübeln. Machst du so etwas? Machst du so etwas immer? Stellst du nach der Antwort gleich die nächste Frage? Ist das gut oder unhöflich? Und so weiter – dieses Fass möchte ich heute gar nicht aufmachen. Denn beim Frühjahrsputz wollen wir zwar alles aus dem Schrank rausholen und abwischen, aber wir wollen nicht den Schrank demontieren, um zu schauen, ob die Bauanleitungen auch gut geschrieben ist.

Lass uns den Schwung und die Energie des Frühjahrs nutzen, um uns auf sieben konkrete Stellen in deinem Podcast zu konzentrieren. Wir betrachten sie, beurteilen sie und wenn es etwas zu verbessern gibt, nur zu – dann machen wir das sofort. Und wenn alles rund läuft, dann lassen wir es auch genau so weiter laufen.

Ein kleiner und wichtiger Tipp, wenn wir jetzt an die neuralgischen Stellen gehen, schau mit Freude drauf. Sei nicht gestresst, sei nicht genervt, sondern hab Spaß daran, den großen Podcast-Staubwedel zu schwingen und den Staub des vergangenen Jahres wegzuwischen.
Womit beginnen wir? Am besten ganz vorne.

Stelle 1: Dein Teaser

Bevor es mit deinem Podcast so richtig losgeht, kannst du bei mir als Zuhörer richtig Spannung aufbauen, meine Lust auf deine Episode erhöhen, mit ist einem Paukenschlag auf dein Thema aufmerksam machen.
Genau das ist der Job eines Teasers.


💡 Begriffserklärung

Weil immer wieder wichtige Bezeichnungen durcheinandergebracht werden, lass uns kurz klären, wie die Definition der Elemente ist.

💡 Was ist ein Teaser?

Ein Teaser ist ein Spannung erzeugendes Element. Meist sehr kurz, bezieht sich inhaltlich auf eine Episode und kann an unterschiedlichen Stellen im Podcast eingesetzt werden.
Meist zu Beginn, um Vorfreude auf die Episode zu machen.
Möglich auch ganz am Ende, um auf die nächste Episode hinzuweisen.
Das bedeutet, dass Teaser auch bei jeder Episode neu eingesprochen und produziert werden.

Was ist ein Trailer?

Ein Trailer ist die große Schwester des Teasers und bezieht sich nicht auf eine spezielle Episode, sondern meist auf den kompletten Podcast. Die meisten Podcast nutzen Trailer, die zum Beispiel bei Spotify extra angezeigt werden, um die eigene Show zu bewerben.
Ein Trailer ist wie ein Werbespot.

💡 Was ist ein Jingle?

Ein Jingle ist im Podcast ein Audio-Element (meist Musik oder ein paar Töne) mit einer speziellen Aufgabe. Zum Beispiel, um eine bestimmte Rubrik einzuläuten, um Werbung zu kennzeichnen, um das Ende anzukündigen.

💡 Was ist ein Opener und Closer?

Auch Opener und Closer gehören zur Familie der Jingles.
Da sie aber quasi in jedem Podcast vorkommen, haben sie spezielle Namen.
Der Opener besteht meist auch nicht nur aus Musik, sondern zusätzlich aus gesprochenem Wort. Wie bei mir im Podcast. Hier spricht ein Sprecher „Interviewhelden – der Podcast für Fragensteller und Antwortgeber mit Markus Tirok“ und darunter läuft Musik.
Was im Opener alles gesagt wird und wer ihn spricht, ist ganz individuell. Viele PodcasterInnen sprechen den Opener und Closer auch selbst. Völlig ok.

Opener und Closer sind feststehenden und wiederkehrende Elemente, die nicht jedes Mal neu aufgenommen werden. Meist werden sie einmal produziert und dann in jeder Episode genutzt.


Zwei gängige Teaser-Formate gibt es: Das Zitat.
Hier greifen wir schon zu Beginn vor. Aus dem sich anschließenden Interview zitieren wir, also kopieren einen oder zwei spannende Sätze und setzen diese an den Anfang.
Beispiel: In einem Interview über die Erfahrungen und Erlebnisse mit Dating-Apps sagt der Interviewgast „Als ich sah, was mir da entgegenkam, bin ich nur noch gelaufen und habe sofort die Polizei gerufen.“
Wow – ich vermute, die Abschaltquote wird gering sein, wenn wir so in einen Podcast über Dating-Apps einsteigen.
Dieses Zitat taucht dann im Interview im Kontext wieder auf und dann wird die gesamte Story dazu erklärt.

Zweites Format: Der Host-Teaser.
Es kann passieren, dass wir keinen einzelnen Satz aus unserem Interview für unseren Teaser finden – macht nichts, dann übernehmen wir das einfach selbst.
Gleiches Interviewbeispiel, dann heißt es: „Als mein heutiger Gast sah, was dort auf sie zu kam, ist sie nur noch schreiend davon gelaufen und hat sofort die Polizei gerufen!“
Du merkst, die Wirkung ist etwas schwächer, aber dennoch stark genug, um die Zuhörenden in unseren Podcast zu ziehen.
Wir können natürlich auch anders einsteigen, zum Beispiel mit Fragen oder Überhöhungen, Thesen und Provokationen. „Lust oder Liebe – das Spiel mit den Dating-Apps“ und so fort.
Ein Teaser ist also vergleichbar mit einer besonders guten Überschrift in einer Zeitung. Du möchtest unbedingt wissen, was passiert.
Und ja – beide Teaser gehen nur, wenn wir eine Postproduktion haben, denn wir können ja erst nach dem Interview einen spannenden Anfang gestalten.

🚨 Wie können wir unseren bestehenden Teaser optimieren?
Nutzt du überhaupt schon die Kraft eines Teasers? Wenn nein, fang mal damit an. Es gibt wenig spannendere Einstiege in deinen Podcast. Und ja, auch du wirst starke Zitate finden, selbst wenn nicht immer die Polizei geholt werden muss.
Wenn du einen Teaser bereits nutzt, überprüfe, ob er kurz genug ist. Ein Teaser sollte nicht länger als ein oder zwei Sätze sein. Und quasi bei der spannendsten Stelle enden. Es geht nicht darum, einen vollständigen Sachverhalt zu erzählen. Es geht nur darum, die Spannung schnell aufzubauen und mit dieser Energie dann in den Podcast zu starten.
Und hier wäre noch ein Anschlusspunkt zu beachten – wie leitest du dann von deinem Teaser über ins Thema? Erst kommt dein Opener und dann geht es hoffentlich direkt und ohne den Umweg weiter mit deinem Thema. Solltest du hier noch einen Sales-Pitch dazwischen schieben, schau mal genau hin, ob du damit nicht die Spannung wieder zunichtemachst, die du mit dem Teaser aufgebaut hast.

Stelle 2: Opener und Begrüßung

Könnte es sein, dass du dich wiederholst? Ist ja nicht schlimm. Aber gerade für den Einstieg gelingt dir noch etwas Besseres. Es geht um deine direkte Begrüßung, um den Übergang zwischen Opener und deinem Hallo.
Denn in vielen Openern werden bereits wichtige Informationen präsentiert. Der Name der Show, manchmal auch schon ein Gewinnversprechen. Es gibt Opener, die beinhalten bereits einen Pitch, manche wünschen am Ende „viel Spaß“ und Ähnliches.
Diese Opener wurden meist von uns ein einziges Mal produziert und werden dann nur noch als Audio-Schnipsel in der Postproduktion an den Anfang und ans Ende unseres Podcasts platziert.
Und meist hören wir uns die Opener auch gar nicht mehr an.
Das hat Folgen.
Dann passiert das, was viele PodcasterInnen in jeder Ausgabe zu Beginn machen. Sie wiederholen sich. Bis zu drei Mal.
Dann heißt es schon am Ende des Teasers „Viel Spaß mit der heutigen Folge“ im Opener wünsche der Sprecher erneut viel Spaß und am Ende der Begrüßung wünscht uns der Host erneut viel Spaß.
Oha – ob sich der Spaß dann noch einstellt, da bin mir nicht sicher.

Sehr häufig wiederholen wir in unserer persönlichen Begrüßung den Titel unseres Podcasts und den Sales-Pitch, beides kommt meist schon im Opener vor. Wenn dann wirklich alles Wort für Wort genau so formuliert wird, dann ist das kein guter Einstieg in unsere Podcast-Episode.

🚨 Also – was machen wir nun? Hör dir ganz aufmerksam die Anfangssequenz deines Podcasts an. Was wird an Informationen gegeben? Sind diese nötig? Ist etwas doppelt? Wie kann ich Doppler vermeiden? Ist der Opener überhaupt noch hübsch anzuhören oder braucht er ein Facelift? Wie wirkt der Start für Personen, die den Podcast, dich und die Inhalte noch nicht so gut kennen? Kannst du etwas optimieren?
Denn mit unserem Episoden-Start möchten wir doch jedes Mal unsere ZuhörerInnen professionell und wertschätzend begrüßen und sie in unsere Show einladen. Der Anfang sollte sitzen.

Stelle 3: Die Anmoderation des Gastes

Wir kommen zu einer sehr empfindlichen Stelle in unserer Episode. Denn jetzt kommt unser Interview-Gast zu Wort. Und ich hoffe, dass ich mit meinem Content mittlerweile so viele Personen erreicht habe, dass wir alle gemeinsam ins Lied einstimmen, wenn es um die Vorstellung geht: Unser Gast stellt sich nicht selbst vor! Wir sind so gute GastgeberInnen, dass wir unseren Gast natürlich selbst vorstellen.
Das wäre der erste und wichtigste Punkt in unserem frühlingshaften Großreinemachen. Oder steigst du noch so ins Gespräch ein: „Hallo! Schön, dass du da bist. Stell dich doch einmal vor. Wer bist du, was machst du und wie bist du dazu gekommen?“
Meist folgt keine besonders gelungene Selbstvorstellung des Gastes, sondern es wird umständlich und langweilig.
Wäre es nicht viel schöner, wenn du deine Aufgabe als GastgeberIn voll und ganz übernehmen würdest?
Höre dir doch bitte mal diese Podcast-Episode der Interviewhelden an, da erkläre ich ausführlich, warum ich es als sooooo wichtig ansehen, den Gast selbst kurz vorzustellen. Entgegen aller Befürchtungen, ist das auch gar kein großer Rechercheaufwand und ist viel eleganter.


Podcastempfehlung zur Vorstellung des Gastes

Podcast-Interviewhelden-Markus-Tirok-1

Und hier habe ich eine ganze Podcast-Episode genau zu diesem wichtigen Thema gemacht.

„Anmoderation und Vorstellung des Gastes im Interview“
https://www.tirok-training.de/podcast

Apple Podcast: https://podcasts.apple.com/de/podcast/interviewhelden-mit-markus-tirok/id1493714384?i=1000476409643
Spotify: https://open.spotify.com/episode/5R6hlRA6XZfOFtxn1V2S8b?si=Ky1pAgQ-QK28IHJ4XAv6Hw


Und wenn wir schon dabei sind, unsere Anmoderation genauer zu betrachten, schauen wir uns doch den Aspekt der Ausführlichkeit und damit auch der Länge an.
Meine allerwichtigste Empfehlung lautet ja immer „Versetz dich in die Rolle deiner ZuhörerInnen“, denn für die machen wir das ja alles. Und nun höre dir (d)eine lange Anmoderation zu einem Thema oder zu einem Gast an. Vielleicht wird die Vita des Gastes wiedergegeben, vielleicht die Publikationen, vielleicht die Stationen. Benötigen wir diese Infos als ZuhörerIn wirklich, um in das Gespräch einsteigen zu können? Bedeutet viel Anmoderation auch viel Vorfreude und Spannung? Oder können wir uns all die Infos gar nicht merken? Wird es ab einem Punkt nur noch viel, lang und unübersichtlich? Für was werden mir all die Punkte erzählt? Soll der Gast damit relevanter gemacht werden, als er vielleicht ist? Oder geht es darum, dem Gast zu schmeicheln und ihr/ihm ein gutes Gefühl zu geben? Was habe ich davon?

Verstehst du meinen Blick auf die Anmoderation? So sollten wir auf unser Werk schauen. Braucht es meine ZuhörerIn? Was benötigt meine Zielgruppe, um mit Freude in das Gespräch einzusteigen? Es geht im Interview nicht in erster Linie darum, dass sich mein Gast kuschelig und wohl fühlt. Es geht um mein und dein Publikum.

🚨 Also hier die Aufräumaufgabe: Höre dir ganz bewusst und mehrfach die Anmoderationen zu deinen Gästen einmal an und fühle in deine ZuhörerInnen hinein. Zuviel Infos? Zu lang? Ausreichend? Spannend genug? Überladen? Unübersichtlich?
Und dann beginnen bei der nächsten Podcastproduktion einen schlankeren Weg einzuschlagen.

Stelle 4: Deine Einstiegsfrage

Ja, aufräumen kann kleinteilig sein. Du hast sicher schon einmal eine Krimskrams-Schublade aufgeräumt. Da kann man sich schon eine Weile mit aufhalten. Sind halt viele Kleinigkeiten, die da zusammen kommen. Mit Krimskrams sollte unsere nächste Stelle in der Episode aber möglichst wenig zu tun haben. Wir kommen eher zu einer ganz besonderen Stelle in Deinem Podcast und in deinem Interview. Es geht um die Einstiegsfrage. Und hier hätte ich gerne einen Trommelwirbel, den hat die Einstiegsfrage mehr als verdient.
Denn hier beginnt alles. Hier pflanzt du quasi die Stimmung für dein Interview. Für mich zählt die Einstiegsfrage zu den wichtigsten und aufregendsten im gesamten Interview. Aber ich möchte heute bei unserem Frühjahrsputz nicht übertreiben und bleibe mal weniger pathetisch und bodenständig.

Ich kenne unzählige Einstiegsfragen, die eigentlich keine Fragen sind, sondern vielmehr Aufforderung zu einem Kurz- oder Langvortrag. „Wie bist zu deinem Thema gekommen?“ „Was kann Contentmarketing?“ „Was sollte ich beim Bloggen beachten“.
Du kennst die Fragen auch, oder?
Sie sind groß. Nein, eigentlich sind sie riesig. Sie sind offen gestellt und ermöglichen beim Antwortgebenden ein ausführliches Grundsatzreferat, was dann meist auch folgt.
Das Thema wird so ausführlich ausgeführt, dass unsere 5 Anschlussfragen, die wir im besten Falle vorbereitet haben, alle bereits im Ansatz beantwortet werden. Eigentlich wird alles beantwortet. Und als GastgeberIn hast du nicht eine Zwischenfrage stellen können. Der Gast hat ja solange geantwortet.
Meine klare Empfehlung: Stelle niemals zu Beginn eine große und abstrakte Frage, du wirst immer eine große und abstrakte Antwort bekommen.

Aber wie können wir stattdessen einsteigen? Mit einer kleinen, kurzen und konkreten Frage. Fragen wir doch die Contentmarketing-Expertin, welcher Post ihr heute in den sozialen Medien in Erinnerung geblieben ist. Das wird spannend. Dein Gast wird nicht damit gerechnet haben und schon habt ihr einen wunderbaren, unterhaltsamen und konkreten Einstieg. An der exemplarischen Antwort könnt ihr euch abarbeiten und nach den wichtigen Kriterien im Contentmarketing Ausschau halten. Kurze und konkrete Frage bedeutet meist kurze und konkrete Antwort. Noch ein Beispiel: Frage den Blogger doch nach seinem Lieblingsort, an dem er gerne bloggt. Er wird sofort aus dem Erleben heraus antworten und von dort aus könnt ihr gemeinsam und in vielen kleinen Schritten die Blogger-Welt entdecken.

🚨 Hier nun meine Frühjahrsputzaufgabe für dich: Schreib dir deine letzten 5 Intervieweinstiege auf. Analysiere deine Einstiegsfrage und berücksichtige auch die Antwort. War die Antwort zu lang, zu abstrakt, war sie spannend und unterhaltsam, war sie zu allgemein? Und für alle Fortgeschrittene: Denk dir mindestens eine, besser zwei alternative Einstiegsfragen für dieses Interview aus, das du gerade analysierst. Zwei neue spannende Wege ins Gespräch einzusteigen. Und dabei beachte die Größe deiner Frage – fragst du wirklich konkret und klein genug?

Stelle 5: Die Episoden-Dauer

Mein nächster Aufräumansatz ist ganz einfach und schnell gemacht – zumindest der Anfang. Schau dir bitte mal die Länge deiner Podcast-Interviews an. Liegst du um 30 Minuten, sei stolz auf dich und überspring diese Aufgabe 5.
Bist du länger als 40 Minuten lies bitte weiter.
Ich habe mal ein wirklich geniales Aufräumbuch gelesen. Wohl auch das Bekannteste. „Magic Cleaning“ von Marie Kondo. Ein Segen und ein Geschenk. Sie empfiehlt, jeden Gegenstand in die Hand zu nehmen und den Gegenstand zu fragen „Brauche ich dich noch?“. Wenn nein, bedanken wir uns bei dem Gegenstand und dürfen ihn gehen lassen. Und wieder haben wir uns ein Stück befreit.

Machen wir das doch mal sinngemäß mit der Länge unserer Podcast-Gespräche: Braucht unser Publikum dieses Gespräch mit einer Dauer von 55 Minuten? Ja? Perfekt. Weiter so.
Bist du dir nicht ganz sicher? Okay, hier kommt meine Nachfrage: Wäre es denkbar, alle wichtigen Inhalte des Talks auch in einer Gesprächslänge von 35 Minuten unterzubringen und weiterhin unterhaltsam zu bleiben? Ich übernehme hier mal das Antworten: Meistens gelingt uns das sehr gut.
Wieso machen wir es nicht? Und wieso bin ich unbedingt dafür, sich kürzerzufassen?
Beide Antworten bedingen sich. Wir werden häufig viel zu lang in unseren Interviews, weil wir uns keinen festen Rahmen setzen. Wir wissen im Vorfeld nicht genau, was wir erfragen möchten. Wir gehen da „so ganz offen ins Gespräch“ rein. Können wir machen, professionell ist das nicht.

Ein Interview ist kein zufälliges Gespräch unter Freunden, sondern eine Verabredung unter Profis.

Markus Tirok, Interviewhelden

Ein Interview ist kein zufälliges Gespräch. Das passiert nicht einfach so. Ein Interview ist wie ein Theaterstück, wie ein Buch, wie eine Präsentation. Die Kapitel legen wir vor dem Beginn schon fest. Wir wissen, über was wir sprechen wollen. Und wenn wir darauf unsere Interviewvorbereitung ausrichten, dann werden wir aufhören, zufällige Längen zu produzieren. Dann schaffen wir alle Inhalte auch in 30 Minuten. Ich weiß, das hört sich herausfordernd an. Es geht aber, wie viele meiner KundInnen immer und immer wieder beweisen, wenn sie ihre Interviewstrategie professionalisieren. Schluss mit ewig langen Antworten und Schluss mit langen Episoden.
Und nun die Antwort, warum lange Episoden nicht immer eine gute Idee sind: Unsere ZuhörerInnen müssen sie doch auch hören können. Und wir sind uns sicher einig, dass wir eher in der Lage sind, eine halbe Stunde zu hören, als eine ganze Stunde.
Denn „Zeit Verbrechen“ wollen wir ja auch noch hören und die Folgen dauern ja schon so lange…

🚨 Unsere Aufräumaufgabe: Check deine Epsiodenlänge und beantworte die Frage, wie genau es zu der Länge kommt. Hast du Lust, mal eine kürzere Episode auszuprobieren? Versuch es doch mal.

Stelle 6: Das Ende

Wollen wir zum Schluss kommen?
Mir fällt das leicht – ich sage Danke und Tschüss. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Andere tun sich da deutlich schwerer mit Abschied zu nehmen.
Ob das generell damit zu tun hat, wie wir Abschiede bewerten und angehen? Wir könnten philosophieren – aber genau das möchte ich zum Schluss eben nicht machen.
Anfängerfehler im Journalisten Interview: In der letzten Frage noch ein neues Fass aufmachen. So sagt man, wenn man mit einer Frage zum Ende ein komplett neues und komplexes Themengebiet eröffnet und genau weiß, dass eigentlich keine Zeit bleibt, dieses Thema angemessen zu behandeln.
Von dieser journalistischen Weisheit können wir lernen, denn die zeitliche Begrenzung haben wir eigentlich gar nicht.
Aber irgendwann muss halt auch mal Schluss sein.

🚨 Deine Aufgabe: Verschaffe dir einen Überblick, wie du deine Interviews bisher beendest und überlege, ob das der beste Weg für deine ZuhörerInnen ist.
Mal zwei Beispiele, bei denen ich dringend zum Ausmisten raten würde.
Die FragenstellerIn leitet die letzte Frage ein und sagt zum Gast: „So, ich habe alle Fragen gestellt. Hast du noch etwas, was du sagen möchtest?“ Herzlichen Glückwunsch, du hast deinem Gast zum Schluss noch einmal eine riesige Tür (Scheunentor) aufgemacht, alles zu sagen, was er oder sie noch sagen möchte. Entweder kommt jetzt die große Wiederholungsarie – alles was zuvor in 50 Minuten besprochen wurde, wir nun noch einmal erwähnt. Natürlich in kurz, dauert nicht länger als 5 Minuten. (Gähn…)
Oder wie wäre es mit einem Sales-Pitch zum Schluss? Finde ich auch nicht so schön.
Und mal ehrlich – gibt es wirklich wichtige Themen, die nach 50 Minuten noch nicht besprochen wurden? Dann hast du wahrscheinlich keinen guten Job als FragenstellerIN gemacht – ich würde es lassen.

Ein anderer gern genommener Ausstieg ist das „Fass ohne Boden“, wo der oder die GastgeberIn in epischer Breite eine Danksagung ausspricht, Dinge noch mal zusammenfasst und einfach ins Schwadronieren kommt. Episch und langweilig.
Okay – nehmen wir mal an, du bist nicht so ganz happy mit deinem Ausstieg. Wie kannst du es besser machen? Mach es wie die Großen. Wie der Spiegel, die Zeit, die FAZ. Was machen die am Ende eines Gesprächs? Sie machen es ganz kurz „Vielen Dank für das Gespräch“. Ich liebe diesen Ausstieg. Auf den Punkt. Und die persönliche Dankesarie, die können wir doch ausschütten, wenn wir mit unserem Gast wieder allein sind. Unsere ZuhörerInnen legen meist darauf keinen Wert. Und ja, auch so ein Ausstieg kann absolut wertschätzend sein. Keine Sorge.
Ich mach es übrigens auch meist so – wenn du dir das mal als Beispiel anhören möchtest…

Stelle 7: Die Shownotes

Erinnerst du dich, dass ich ganz zu Beginn versprochen habe, erst zum Ende auf die Shownotes zu sprechen zu kommen? Nun ist es so weit. Und mittlerweile haben wir so viele Aufräumenergie angesammelt, dass wir uns auch diesem Teil deines Podcast-Business noch annehmen können.
Wie zufrieden bist du mit deinen Shownotes? Ist das eher eine Pflichtarbeit für dich oder hast du dir wirklich einmal intensiv Gedanken über die Shownotes gemacht? Kleine Testfragen: Erreichen dich deine ZuhörerInnen über die Shownotes? Hast du deine Social-media-Kanäle angegeben? Gibt es einen Call-to-Action in den Shownotes? Bietest du den nächsten Schritt an?
Die Shownotes sind ähnlich wie der Einband eines Buches mit Cover, Klappentext und Infos über die Autorin. Wir sollten diese Chance nicht verstreichen lassen, sondern sie wirklich nutzen.

🚨 Und das ist die letzte Aufräumaufgabe für dieses Frühjahr: Schau dir deine Shownotes an und überleg mal, was du anpassen und verbessern könntest. Immer aus Sicht deiner NutzerInnen. Was könnten sie auf dem Weg zu deiner Dienstleistung und deinem Angebot gebrauchen? Braucht es nur den Weg zu deiner Webseite? Braucht es die Links zu Instagram oder LinkedIn, möchtest du ein Freebie anbieten und so weiter.
Es gibt viele hilfreiche Ansätze, die Shownotes zu einem Marketing-Hightlight zu gestalten. Mach doch mal! Ich wünsche dir gutes Gelingen, viel Spaß und Erfolg dabei!

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Der Aircheck PRO

Wow – ich bin stolz auch dich. Du hast die Challenge angenommen und bist durch sieben wichtige Schritte deines Podcasts mit mir gegangen. Sehr, sehr cool!
Und wenn du noch nicht alles angepasst hast, aber dir schon Ideen eingefallen sind – warte nicht zu lange. Nimm die Energie des Frühjahrs mit und überarbeite die wichtigen Stellen in deinem Podcast.

Ich mache das übrigens mit meinen KundInnen nicht nur im Frühjahr, sondern das ganze Jahr über. Und dann schaue ich mir nicht nur 7 Stellen an, sondern meine Analyse umfasst etwa 40 Einzelpositionen, damit wir uns wirklich ein Bild über den Podcast machen können.
Das nennt sich AircheckPro – du reichst drei unschädliche Interviews / Podcasts bei mir ein und ich analysiere sie und bespreche das Ergebnis in einem persönlichen Online-Coaching.
Solltest du also mal gemeinsam mir mit zusammen deinen Podcast aufräumen wollen, dann findest du hier weitere Infos zum Aircheck Pro.
https://www.tirok-training.de/interviewhelden-interviewtraining/


🚨 🚨 ZUSAMMENFASSUNG🚨 🚨

Lass uns die Ärmel hochkrempeln und folgende Positionen in deinem Podcast anschauen und noch ein bisschen besser machen

  1. Nutzt du deinen Teaser voll aus: kurz, spannend und gut eingebunden?\
  2. Doppelt sich dein Teaser, dein Opener und deine Begrüßung nicht?\
  3. Ist deine Vorstellung des Gastes auf den Punkt und unterhaltsam?\
  4. Ist deine Einstiegsfrage gut gewählt, kurz und konkret?
  5. Ist die Länge deiner Interviews bewusst gewählt und du hast dir einen inhaltlichen Rahmen gesetzt?\
  6. Kommst am Ende auf den Punkt?
  7. Gibst du alles in deinen Shownotes?


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Was geschieht alles, wenn du kritische Fragen im Podcast-Interview stellst?

Was geschieht alles, wenn du kritische Fragen im Podcast-Interview stellst?

Die große Angst im Podcast 

Was geschieht alles, wenn du kritische Fragen im Podcast-Interview stellst?

Die Abfuhr von Heidi Klum, der Rockstar der Automobilindustrie, und welche Frage du das nächste Mal in deinem Podcast besser (nicht) stellst.

 kritische-Fragen-im-Podcastinterview-1

Heidi Klum mag sie gar nicht, eine Kundin von mir, mag sie nicht stellen und ein Podcastkollege hat ordnetlich Gegenwind bekommen, weil er sie nicht deutlich an seinen Gast genug gestellt hat: Kritische Fragen im Podcastinterview.

Fangen wir mit einer sehr erfahrenen Medienunternehmerin an: Wieso mag Heidi Klum keine kritischen Fragen?

Nun sie hat ihre Interviewzusage gegenüber einem wichtigen deutschen Online-Medienmagazins (DWDL.de) zurückgezogen, als sie die Fragen vorab bekam. 

»GNTM ist ohne Frage so divers wie nie. Aber muss das eigentlich immer so oft betont werden? Reicht es nicht, divers zu sein?«

»Jetzt wo sich zeigt, dass es so gut ankommt: Bedauern Sie, GNTM nicht schon früher diverser aufgestellt zu haben? Lange waren die Schönheitsideale in der Show ja sehr normativ.«

Fragen von DWDL.de

Die Absage kam aus der ProSieben-Kommunikationsabteilung, weil die Fragestellungen „im Ganzen zu negativ sei“, so berichtet es DWDL.de .
Ich glaube, Heidi hat sich hier selbst die Chance genommen, ihre eigene Expertise zu zeigen. 
Denn die vorher eingereichten Fragen waren keine „Speerspitzen des investigativen Journalismus“, sondern lediglich naheliegende kritische Fragen, wie DWDL selbst eingesteht.
Heidi Klum hätte sicher jede dieser Fragen mit Charme, Humor und Erfahrung bestens beantworten können, das ist meine Einschätzung. Vielleicht hätte Heide Klum mit ihren Antworten sogar ein neues Bild der erfolgreichen Geschäftsfrau und Moderatorin zeigen können. 

In kritischen Fragen steckt die echte Chance für Aufmerksamkeit, Relevanz und Mehrwert.

Aber wer stellt sie? Stellst du sie in deinem Podcastinterview? Ich habe mir in den letzten Jahren unzählige Podcastinterviews angehört und mich häufig von der kuscheligen Atmosphäre einlullen lassen – wollte ich gar nicht, passiert aber schnell.

Ist das nur mein subjektives Empfinden? Ich hab die Frage mal in meine Community auf den sozialen Kanälen gegeben. Und bin dankbar über die Reaktionen und die Offenheit. Es haben sich aus dieser Frage viele spannende Diskussionen entzündet. Und die erste Überraschung: Es werden häufiger kritische Fragen gestellt, als ich angenommen habe. Sehr gut!

Mehr Leute stellen kritische Fragen, als ich angenommen habe.Das freut mich!

Doch so ganz falsch werden meine Beobachtungen nicht sein – die Angst, die Scheu, der Respekt oder der ungewohnte Umgang mit kritischen Fragen ist vorhanden. Doch was genau könnte in einem Podcastinterview geschehen, wenn die kritischen Fragen – die es fast zu jedem Thema gibt – aufs Tapet kommen?

Es gibt nachvollziehbare Sorgen, was geschehen könnte, wenn es kritisch wird.

 

Die Idee ist ja richtig…

Das Interview, der Talk, das Gespräch sind die großen Formate im Content-Marketing. Wir treffen uns mit AntwortgeberInnen im Podcast, auf YouTube und stellen brav unsere Fragen in Insta- und Facebook-Live. Und erhalten ähnlich brave Antworten. Mit diesen Formaten möchten wir Mehrwert bei unserer Zielgruppe schaffen, uns selber positionieren und im besten Falle unterhalten. Unser heimlicher Wunsch ist vielleicht, dass wir mit solche einer Aufnahme ein relevantes Werk erschaffen, das diskutiert wird, das geteilt wird, das für einen Moment für Aufmerksamkeit sorgt. Bestes Content-Marketing.

Deine Fragen bestimmen die Qualität des Interviews

Dann beginnen wir mal das Interview.
Ich überspringe heute mal den Teil, in dem ich mir die Haare als Zuhörer raufe, weil Interviewgäste gezwungen werden, sich selbst radebrechend vorzustellen. Ich gehe auch nicht auf die gefühlte Ewigkeit ein, die es vor lauter Pitcherei braucht, um zur ersten Antwort zu kommen. Und es soll heute auch nicht um die Qualität der Einstiegsfrage gehen.

Wir wollen auf die Antworten hören, die so tun, als würden sie über die Qualität eines Interviews entscheiden. Doch sind es nicht genau unsere Fragen, die eine gute, unterhaltsame, wertvolle Antwort zur Folge haben? Rollen wir nicht durch unser wohlformuliertes Interesse den roten Teppich für unsere Gäste aus, damit sie sich bestmöglich in ihrer Antwort zeigen können? 

Bleiben wir kurz bei dem Bild des Auftritts auf dem roten Teppich. Wie stelle ich ihn mir vor? Jemand, der schnell und verhuscht über den Teppich rennt? Oder jemand, der in unscheinbarem Alltags-Outfit sich zeigt und doch nicht zeigt? Oder freue ich mich über eine Person, die sich in aller Größe präsentiert, das Besondere betont, die Schritte über den roten Teppich ganz bewusst macht? Sogar die Pose beherrscht und dabei noch immer natürlich bleibt? Dieses Bild gefällt mir. 

Es sind unsere Fragen im Interview und Gespräch, die diese Präsenz in den Antworten hervorrufen können. 

Verlassen wir das Interview mit dem Gefühl, der Gast war klasse, so können wir davon ausgehen, dass wir die richtigen Fragen gestellt haben. Bemerken wir die Mittelmäßigkeit der Antworten und die Irrfahrten des Gastes, dann müssen wir uns mit diesem Wissen künftig an die eigene Nase fassen – es waren unsere Fragen, die zur Langeweile, die zum Durcheinander, die zur epischen Länge und Beliebigkeit geführt haben. Unsere Fragen bestimmen die Qualität des Interviews. 

Wir riskieren unsere Glaubwürdigkeit ohne kritische Fragen im Podcast-Interview

Es gibt viele Zutaten und Kriterien für gute, relevante und belastbare Fragen. Sie sind meist kurz und auf eine definierte Antwort ausgerichtet, sie folgen einer plausiblen Dramaturgie, sie sorgen für Erkenntnis bei den Zuhörenden und so fort. All das gehört zum Einmaleins der guten Fragen. 
Und wer Lust hat, sich mehr mit guten Fragen und guten Antworten zu beschäftigen, dem empfehle ich meinen Podcast „Interviewhelden“ zu hören auf den Podcast-Plattformen deiner Wahl.

Heute steht nur eine Frage im Fokus: Die kritische Frage. 

Bleiben wir ehrlich – wie häufig stellst du deinen Gästen im Podcast-Interview eine kritische Frage?
Die Weigerungshaltung kritischer Fragen gegenüber kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Begründungen sind alle sympathisch und ehrlich. 

»Ich möchte nicht unhöflich erscheinen. Ich bringe meine Gäste doch nicht in solche Situationen. Meine Gäste sollen sich wohlfühlen. Das wäre doch unverschämt. Das kann doch auch schief gehen.«

Bei diesen Gründen handelt es sich sehr häufig um Mindset-Themen, es sind eher Annahmen und Befürchtungen. Fast nie echte Erfahrungen.

Doch stimmen diese Annahmen hinter den Begründungen wirklich? Bedeutet das Stellen einer kritischen Frage gleich ein Affront dem Gast gegenüber?
Verändern wir die Perspektive: Was geschieht, wenn wir einen Gast interviewen und unsere gesamte Zuhörerschaft bringt eine wichtige Frage mit, die nicht gestellt wird? Wer ist enttäuscht? Vielleicht der Gast, aber ganz sicher unser Publikum.

Wir setzen uns über ihre Bedürfnisse hinweg und ignorieren ihr Anliegen.

Und genau das geschieht in Interviews und Gesprächen, wenn wir kritische Fragen, die zum Teil auf der Hand liegen, ausklammern und nicht stellen. Wir enttäuschen unser Publikum, unsere Zielgruppe und wir verspielen unsere Glaubwürdigkeit. 

Kritische Fragen im Podcast-Interview sorgen für Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit

Bleiben wir bei der Perspektive der Zuhörenden. 
Was geschieht, wenn die FragenstellerIn in einem Podcast eine kritische Frage stellt? Dann spitze ich als Zuhörer die Ohren und bin ganz gespannt, wie diese Frage (die ich mir vielleicht auch schon gestellt haben) beantwortet wird. Hier entsteht ein Momentum, hier entsteht Aufmerksamkeit und Relevanz. Waren das nicht genau die Ziele in unserer Content-Marketing-Strategie?

Natürlich ist nicht alles gut, was Aufmerksamkeit provoziert. Es geht auch nicht darum, Krawall-Fragen zu stellen, sondern ernste kritische Fragen, die sich aus dem Zusammenhang ergeben mit Respekt und Anstand. Es geht nicht um Angriff, es geht nicht um Kampf und es geht nicht darum, jemanden bloßzustellen. Sondern es geht um Erkenntnisgewinn und den erhalte ich durch Fragen. Meine Aufgabe als FragenstellerIn ist es, gute Fragen zu stellen. Kritische Fragen gehören dazu.

Es gibt eine weitverbreitete Fehlannahme: Wer kritische Fragen stellt, ist unhöflich und negativ.

Ich halte dagegen: Wer kritische Fragen stellt, ist aufmerksam und hat sich mit einem Thema tiefer beschäftigt.

Und mit der richtigen Haltung und Ansprache kommt auch nicht eine Sekunden das Gefühl von Feindseligkeit zum Vorschein. Möchte ich niemanden bloßstellen, möchte ich nicht unhöflich sein, möchte ich nicht unverschämt sein – dann werde ich auch so nicht wahrgenommen.

Es ist hingegen nicht meine Aufgabe, in einem Interview Freundschaft zu schließen, ausschließlich auf bequemen Kuschelkurs zu gehen und alles Kritische zu umschiffen. Es geht doch viel mehr um meine Zuhörenden, als um meinen Gast.

Die Chance für echte Expertise

Was geschieht nun aufseiten der AntwortgeberIn? Sollte unsere ExpertIn nicht in der Lage sein, auch die kritischen Fragen gut zu beantworten? Bieten wir unseren ExpertInnen nicht erst durch kritische Fragen die Möglichkeit, ihr gesamtes Können, Wissen, ihre Expertise unter Beweis zu stellen? Machen kritische Fragen das Interview nicht auch für die ExpertIn einfach spannender und unterhaltsamer? Spielt ein Tennisprofi auf dem Platz nicht viel lieber anspruchsvolle Bälle, als die ganze Zeit mit dir nur Aufschläge zu üben?
Ein langweiliges und beliebiges Interview kann jeder führen – aber wie großartig ist es, wenn mein Gast zu Höchstformen auflaufen kann? Dann unterscheidet sich mein Podcast-Interview von vielen anderen.
Habe ich als Experte wirklich etwas zu befürchten, wenn kritische Fragen gestellt werden?
Oder ist es nicht die lang ersehnte Gelegenheit, mit mehr als nur drei Bällen jonglieren zu können. 

Ich persönlich freue mich als Experte über kritische Fragen – denn ich bin mir sicher, ich habe diese Frage längst beantwortet oder scheue mich nicht davon, sie zu beantworten. 

Andrea Patzelt und der Rockstar der Automobilbranche

Mit dem Einverständnis von Andrea darf ich hier ihre Geschichte erzähle.
Andrea Patzelt ist Veranstalterin und Gastgeberin des wohl erfolgreichsten deutschen Online-Autohauskongresses, dem DAOK.
Ihre Gäste zählen zu den Top-UnternehmerInnen und Entscheider der Branche. Vor wenigen Wochen erhielt Andrea die Interviewzusage von Wayne Griffiths, dem CEO der Automarke CUPRA, Vorstand bei SEAT und mittlerweile Aufsichtsratsvorsitzender von CUPRA. Er gilt als unangepasster Rockstar in der Branche. Andrea bat mich, sie auf das Interview vorzubereiten. 
Wir entwickelten gemeinsam ihre Fragenstrategie und den Fragenkatalog.
Neben all der Anerkennung seiner Leistung bewegt die Autohaus-Branche aber eine wichtige Frage „Nimmt die neue Marke CUPRA der Muttermarke SEAT die Kraft und Bedeutung?“ und eine noch wichtigere Frage „Wird CUPRA künftig die Autos selbst verkaufen und den Handel umgehen?“
Das sind die Fragen gewesen, die den Markt und damit die Zielgruppe auf dem Autohauskongress wirklich bewegen. Hier geht es ja um sehr viel Geld und um unternehmerische Existenzen.

Und Andrea bewegte noch eine sehr persönliche Frage. Wie echt ist Griffiths Auftreten in der Öffentlichkeit oder ist das seine persönliche Vermarktungsstrategie – von wegen Rockstar und so.

Für mich als Interviewtrainer war klar, diese Fragen müssen alle so gestellt werden. Andrea war anfänglich etwas zurückhaltend, darf sie wirklich solche Fragen stellen? Was passiert denn dann? Ich habe den Einwand mal umgedreht: Wie unglaubwürdig wäre das Interview für die Branche, wenn Andrea diese diese Fragen nicht stellen würde? Und welche Relevanz erhält das Gespräch, wenn Andrea gute Antworten erhält. 
Und genau so ist es gekommen. 

Perfekt vorbereitet mit einem belastbaren Fragenkatalog eröffnete Andrea Patzelt das Interview mit der Frage: Sie gelten als Rockstar des Marketings in der Automobilbranche. Ist das eine strategisch richtig gute Selbstinszenierung oder ist das Ihre Persönlichkeit?

Das war die Einstiegsfrage an den Vorstand von SEAT – ein grandioser Beginn. Denn wie ich es erwartet habe, zeigte sich Wayne Griffiths begeistert von der Frage und von Andreas unerschrockene Haltung. Er lachte und stieg bereitwillig auf Andreas Fragen ein.
Auch die Frage nach der Markendominanz und der neuen Vertriebsstrategie konnte Andrea positiv und kritisch platzieren und erhielt gute Antworten. 

War es einfach für Andrea?

Nein, sicher nicht. Es war ungewohnt und gehörte etwas Mut dazu, die sofort belohnt wurde durch ein besonders gelungenes Gespräch. 
Andrea Patzelt erhielt nicht nur die Anerkennung von Wayne Griffiths, sondern von ihrer gesamten Zielgruppe, von der Branche. Ich muss nicht weiter ausführen, was das für positive unternehmerische Konsequenzen für ihr eigenes Business hat.

Und was unterscheidet Wayne Griffiths von Heidi Klum? Er zeigte Kompetenz, auch mit kritischen Fragen gut umzugehen. Heidi entzog sich diesen Fragen. Welche Auswirkungen haben diese beiden unterschiedlichen Entscheidungen auf die eigene Personenmarke?

Deine nächsten kritischen Fragen im Podcastinterview

Zugegeben, ein Interview mit solch einem internationalen Top-Manager oder mit Heidi Klum ist nicht an der Tagesordnung. 
Doch genau das gleiche Prinzip, mit der gleichen Haltung können wir in jedem Podcastinterview anwenden. Hören wir der Zielgruppe zu, was wirklich ihre kritische Themen sind. Fragen wir uns selbst, was wir wirklich wissen wollen. Wenden wir uns von dem allgemeinen Bla-Bla ab und kommen zu den relevanten Fragen, die eben auch kritisch sein dürfen, sollten – denn alle danken es uns. 

Fragen wir die megaerfolgreiche Facebook-Expertin Katrin: »Hast du eigentlich noch Freude an deiner Facebook-Challenge mit 7000 Teilnehmenden oder ist das nicht nur noch reine Verkaufe?«

Fragen wir den SEO-Agentur-Chef Marco: »Ist SEO wirklich das Tool von heute? Ist das nicht sehr 90er und wir haben heute ganz anderen Mechaniken zur Verfügung?«

Fragen wir die Unternehmer-Brüder Andreas und Markus B.: »Was seht ihr, wenn ihr in den Spiegel schaut und keine Rolex am Arm habt?«

Ich bin mir sicher, dass all diese Menschen eine spannende Antwort geben würden – und ehrlich gesagt, würde mich diese Antwort schon jetzt interessieren. 

Interviews können wir lernen. Und dazu zählt auch das Stellen von kritischen Fragen.

 

Zu diesem Blogartikel habe ich auch eine Podcast-Epsiode veröffentlicht. Du findest sie in meinem Podcast-Menü.

Podcast-Interviewhelden-Markus-Tirok-1

Zusammenfassung

  • Die Qualität deiner Fragen bestimmt das Niveau der Antworten und des gesamten Interviews.
  • Entwickle einen belastbaren Fragenkatalog
  • Stelle dir die Frage „Was möchte ich denn wirklich wissen?“
  • Sei die Anwältin deiner Zielgruppe und vertritt ihre kritischen Interessen und Fragen
  • Nehme deinen Gast in der Expertise ernst und traue ihm / ihr kritische Fragen zu
  • Verstehe den Unterschied zwischen unverschämt und interessiert
  • Sorge bei deine Zielgruppe für ein Momentum

Die Heidi-Klum-Story mit DWDL findest auf bei  http://dwdl.de/sl/c73276.

Information zu Andrea Patzelt und dem DAOK findest du hier: https://autohauskongress.de/

Wenn ich dich bei deiner Interviewvorbereitung unterstützen kann oder du mit mir an deinen Interviewskills arbeiten möchtest, hier findest du weitere Informationen dazu.


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Deine Fragen – meine Antworten. Ein Experiment.

Ich beantworte die Fragen aus meiner Community zum Interview

Ich habe vor kurzem bei Facebook und Instagram um Fragen, Nöten und Probleme in Sachen Interview für Fragensteller und Antwortgeber gebeten. Und ich habe richtig viele Antworten bekommen, also eigentlich ja Fragen. 😉

Zeit, die Antworten mit Dir zu teilen.

Macht das Sinn – hilft Dir diese andere Episode meines Podcasts weiter? Soll ich das häufiger machen, weil es Deine Fragen direkt widerspiegelt und beantwortet?

Ein Episoden-Experiment. Ich warte auf Deine Meinung!

Schreib mir gerne Deine Meinung dazu – markus@interviewhelden.com

Und dann schauen wir mal, ob ich mehr von diesen Episoden produzieren soll.

Und hier geht es zur Episode.


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