Glückwunsch lieber Podcast, dass Du in unseren Ohren bist.
Und damit meine ich wirklich jeden Podcast, denn vor gar nicht so langer Zeit hatten fast alle Experten das Medium Podcast schon für tot erklärt.
Anfang der 2000er-Jahre gab es einen kläglichen Versuch, den Podcast einzuführen. Damals trug er nicht einmal seinen Namen.
Namenlos und ungeliebt
Erst 2005 hat Apple dem abonnierbaren Audioformat den Namen ‚Podcast‘ verpasst. Der Name setzt sich zusammen aus ‚Broadcast‘ und ‚iPod‘. Also aus der ‚Übertragung‘ wie beim Radio und dem damals noch recht neuem Musicplayer, made by Apple.
Und auch Apple kann tatsächlich mal mit einem Produkt oder Projekt daneben liegen. Denn dem Podcast gelang es eben nicht, in die Ohren der Massen zu kommen, sondern er „versendete“ sich. Selbst eine zweite Marketingwelle um das Jahr 2012 führte zu keinem messbaren oder wirtschaftlichen Erfolg.
Erstaunlich an der Geschichte ist, dass Apple das Medium nicht aufgegeben hat. Die Podcast-App blieb vorinstalliert und fristete allerdings ein trauriges Dasein. Ich erinnere mich, dass viele meiner Freunde und Bekannten keine Idee hatten, wozu dieses kleine lila Programm auf dem iPhone diente.
Der Podcast erlebte eine echte Heldenreise, drohte immer wieder in der Unbedeutung zu versinken.
Ein falscher Mord
Bis das amerikanische Radiostudio Chicago Public Radio 2014 einen ganz neuartigen Podcast veröffentlichte. Eine Staffelproduktion. 12 Episoden und dann ist die Geschichte zu Ende erzählt. Doch das Besondere ist der Inhalt. In der wöchentlichen Episode untersucht die Journalistin und Radiomoderatorin Sarah Koenig den echten Mord an der Schülerin Hae Min Lee. Die Justiz verurteilte damals ihren Ex-Freund zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes.
Doch der Mordfall wies Ungereimtheiten und Lücken auf. Erst rollte die Journalistin diesen Mordfall auf und dann sah sich die Justiz gezwungen, den Mord an der Schülerin erneut zu untersuchen. Mit dem Ergebnis, dass der verurteilte Ex-Freund einem schlimmen Justizirrtum zum Opfern fiel. Er war und ist unschuldig.
Diese Story, dieser Podcast war ein Straßenfeger. Millionen von Menschen verfolgten die Aufklärung des Mordfalls, die Medien waren aus dem Häuschen und feierten das neue Genre „True Crime“.
A star was born
Das war die eigentliche Geburtsstunde des Podcasts. Hier begann die Erfolgsgeschichte, hier fanden die Audioinhalte endlich ihre Ohren.
Schauen wir uns heute die Top Ten der Podcasts an, stellen wir fest, dass die Faszination zum Genre „True Crime“ ungebrochen ist.
DIE ZEIT landet mit dem Podcast ZEIT VERBECHEN meist auf dem ersten Platz. Die Journalistin und Chefredakteurin Sabine Rückert berichtet aus über 30 Jahren Gerichtsberichterstattung auf ihre ganz eigene Art. Und wir sind noch immer fasziniert und begeistert.
Im Jahre 2020 hat der Podcast den Weg ins Wohnzimmer gefunden. Wobei, das stimmt nicht ganz. Podcast ist noch immer ein Medium, dass meistens alleine gehört wird, dass entweder über das Autoradio oder die Kopfhörer zu uns kommt.
Spotify macht das Geschäft
Eine Studie* aus diesem Jahr veröffentlichte jüngst spannende Zahlen:
10Mio Menschen in Deutschland hören regelmäßig Podcast, bei den unter 30-jährigen sind es 30% der Befragten. Die Hördauer liegt bei der Mehrheit im Durchschnitt bei drei Stunden pro Woche. Die meisten hören Podcast mittlerweile über Spotify und damit hat Spotify Apple Podcast den Rang 1 abgelaufen. Und das größte Interesse der PodcasthörerInnen bezieht sich auf Wissen- und Infopodcasts.
Es hat sich viel verändert in der kleinen Podcastwelt. Sie ist größer geworden, ein bisschen unübersichtlicher und es herrscht mittlerweile ein strengerer Ton. Es hat sich im Marketing und in der PR rumgesprochen, dass hier noch etwas zu reißen ist. Die Goldgräberstimmung ist ausgebrochen mit all seinen Vor- und Nachteilen. Tolle Formate entdecken die Welt, Big Player verdrängen die Kleineren und gleichzeitig feiern Nerdpodcasts den großen Erfolg.
Selbst die Bundeskanzlerin hat sich schon eingeschaltet. Am 18. März, sprach sie uns Mut zu für die bevorstehende Krise und den Lockdown „Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht einsam sind. Wir alle müssen Wege finden, um Zuneigung und Freundschaft zu zeigen.“
Ein Stern für Drosten
In der vergangenen Woche verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz erster Klasse an Prof. Dr. Christian Drosten. Die Hoffnungsstimme der Corona-Krise, dem Experten im Corona-Podcast-Update und dem Virologen der Charité und zwar explizit für seine gute Kommunikation.
Danke Podcast
Ich liebe den Podcast – er kann so viel. Und so viele können Podcast.
Die einen als Hobby, die anderen aus Profession, manche podcasten wirklich mies und andere inspirierend gut. Macht doch – ist doch gut so.
Ein demokratisches Medium zum Einschlafen und Wachbleiben.
Ganz wie wir es brauchen. Schön, dass es Dich gibt.
(*Goldmedia Studie Pod-Ratings 2020)
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Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte am 18. März 2020 in ihrer Ansprache dazu, neue Wege und Formen zu finden, miteinander zu kommunizieren, einander beizustehen und somit dem Virus und seinen sozialen Folgen zu trotzen. Und auf einmal wurde Merkel sehr konkret: »Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht vereinsamen. Wir alle müssen Wege finden, um Zuneigung und Freundschaft zu zeigen.«
Angela Merkel spricht sich für Podcast aus
Und damit trifft Merkel sehr genau das Bedürfnis und den Tatendrang in der Corona-Krise.
Das belegen jetzt die jüngsten Analysen von Deutschlands größtem Podcasthoster, Podigee, die am 31.03. veröffentlicht wurden. Demnach gab es einen Anstieg von fast 100% von Neuanmeldungen Mitte März. Insgesamt wurden über 600 Podcast-Episoden veröffentlicht, die im Zusammenhang mit dem Corona-Virus stehen. Die Corona-Krise hat natürlich auch deutliche Auswirkungen auf die Themenauswahl. Die Gewinner: Nachrichten, Comedy und Sport. Deutlich weniger Abrufe verzeichnen die Genres Arts, True Crime, Education und erstaunlicherweise auch Technology im deutschsprachigen Bereich.
Für alle Podcast-Produzenten gibt es eine weitere wichtige Kennzahl: die Abrufe über Webplayer haben deutlich zugenommen. Die Ursache? Vermutlich noch recht unerfahrene PodcasthörerInnen, die die jeweilige Episode nicht über Apple Podcast, Spotify und Co anhören, sondern direkt auf der Seite auf Play drücken. Ein guter Hinweis, den eigenen Podcast auf der eigenen Seite mit einem eigenen Webplayer auszustatten, um ein direktes Anhören für Interessenten zu ermöglichen. Am Ende dieses Textes verlinke ich den original Blogbeitrag von Jürgen Krauss, Head of Content bei Podigee.
Christian Drosten – Wissenschafts-Star der Podcastszene
Der Podcast ist schon jetzt ein Gewinner der andauernden Corona-Krise. Und zwar im doppelten Sinne. Über 15 Millionen Menschen haben bisher den NDR Info-Podcast Coronavirus Update mit Christian Drosten angehört. Dieser Interviewpodcast mit einem der führenden Virologen des Landes schoss über Nacht auf Platz Eins aller deutschsprachigen Podcast-Charts und wurde somit zum Leuchtturm in der täglichen Informationsflut. Hier gelingt es einem Wissenschaftler, geführt durch die sachlichen und unaufgeregten Fragen der Interviewerin, aktuell Stellung zu beziehen, Erklärungsversuche anzubieten, Korrekturen selbstverständlich vorzunehmen und somit Orientierung zu bieten. Prof. Drosten spricht meine Sprache und erklärt mir meine Welt. Dieser Podcast wird in den kommenden Monaten vielfach ausgezeichnet werden.
Podcast für die interne Kommunikation
Wir haben in der Krise noch einmal sehr deutlich lernen können: Podcast schafft Vertrauen, Podcast informiert, Podcast kann aktuell sein, Podcast schafft Nähe in der sozialen Isolierung und Podcast ist innerhalb kürzester Zeit zu produzieren.
Und langsam erkennen die Unternehmen die Chance, die sie durch einen Podcast für sich nutzen können. Und zwar morgen, ganz aktuell. Einen Podcast für all ihre Mitarbeitenden im Homeoffice, für die Kolleginnen und Kollegen, die wir eine ganze Weile schon nicht mehr in den Teeküchen oder Meetingräumen des Landes getroffen haben. Mit einem internen Podcast können wir Vertrauen schaffen, Verbindung herstellen, Informationen tagesaktuell kommunizieren und uns nah sein. Auch in der Krise. Gerade in der Krise.
Und darüber hinaus. Mir fallen viele Möglichkeiten ein, einen internen Podcast zu nutzen: Heißen Sie Ihre neuen Mitarbeitenden mit ihrem Onbording-Podcast willkommen. Sichern Sie Wissen in einem Offbording-Podcast, informieren Sie ihren Außendienst über neue Produkte und Angebote, bringen Sie einen unterhaltsamen Podcast für die Kinder Ihrer Mitarbeitenden heraus. Lassen Sie uns kreativ sein. Es gibt so viele wunderbare Ansätze, um einen großen Schritt in der Kommunikation zu gehen.
Interviewhelden stehen für gute Fragen und gute Antworten
Mit Fragen und Antworten unterstütze ich Sie in der Konzeption, in der Vorbereitung, in der Produktion und im Marketing. Das kann ich nicht alleine, sondern zusammen mit meinem Netzwerk finden wir für Sie die beste Lösung.
Sprechen Sie mit mir.
“Das Medium der Krise ist der Podcast”
So lautet auch die aktuelle Episode in meinem eigenen Podcast der Interviewhelden. Ich spreche über den Wert und die Wirkung des Podcasts in der Krise und in der internen Businesskommunikation nach der Krise.
Mein Erstlingswerk – kaum zu glauben, dass die Veröffentlichung bereits sechs Jahre her ist. Heute auf den Tag genau.
Noch immer ist es voller praktischer Tipps, wie wir professionell moderieren können. Ob Talkrunde, Aufsager in die Kamera oder Interview, auf der Bühne, im Video oder Online.
In der Zwischenzeit hat der Verlag gewechselt und heute ist es beim Herbert von Halem Verlag erhältlich. Als Printexemplar und als eBook.
Eines der größten Schätze bei der Recherche zu diesem Buch war das ausführliche Interview mit Roger Willemsen, das ich noch bis heute in starker Erinnerung habe. Inhaltlich und atmosphärisch. Mit im Buch sind außerdem Interviews mit Peter Kloeppel (RTL), Frauke Ludowig (RTL), Sandra Maischberger (ARD), Johannes B. Kerner (ZDF),Steffen Hallaschka (RTL) sowie spannende Tipps und Beiträge von Kixka Nebraska (ProfilAgentin), Dr. Déirdre Mahkorn (Leiterin der ersten Lampenfieber-Ambulanz) und vielen anderen charismatischen Expert*innen.
Und geschrieben habe ich das Buch eigentlich nur für meine Studierenden, weil es so wenig Lehrmaterial gab. Eine Freundin und Autorin hat mich dann mit Nachdruck aufgefordert, das Buch einem Verlag anzubieten. Habe ich getan – 20 Verlage habe ich angeschrieben. Zwei haben mir ihre Zusammenarbeit angeboten und mit einem Verlag habe ich das Projekt dann umgesetzt.
Und erst gestern erreichte mich wieder die Nachricht von einem Leser aus Österreich, der sich für die vielen Tipps und die leichte Schreibe bedankte. Es ist mir ein Vergnügen.
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