Welttag des Podcasts – 30. September 2020
Glückwunsch lieber Podcast, dass Du in unseren Ohren bist.
Und damit meine ich wirklich jeden Podcast, denn vor gar nicht so langer Zeit hatten fast alle Experten das Medium Podcast schon für tot erklärt.
Anfang der 2000er-Jahre gab es einen kläglichen Versuch, den Podcast einzuführen. Damals trug er nicht einmal seinen Namen.
Namenlos und ungeliebt
Erst 2005 hat Apple dem abonnierbaren Audioformat den Namen ‚Podcast‘ verpasst. Der Name setzt sich zusammen aus ‚Broadcast‘ und ‚iPod‘. Also aus der ‚Übertragung‘ wie beim Radio und dem damals noch recht neuem Musicplayer, made by Apple.
Und auch Apple kann tatsächlich mal mit einem Produkt oder Projekt daneben liegen. Denn dem Podcast gelang es eben nicht, in die Ohren der Massen zu kommen, sondern er „versendete“ sich. Selbst eine zweite Marketingwelle um das Jahr 2012 führte zu keinem messbaren oder wirtschaftlichen Erfolg.
Erstaunlich an der Geschichte ist, dass Apple das Medium nicht aufgegeben hat. Die Podcast-App blieb vorinstalliert und fristete allerdings ein trauriges Dasein. Ich erinnere mich, dass viele meiner Freunde und Bekannten keine Idee hatten, wozu dieses kleine lila Programm auf dem iPhone diente.
Der Podcast erlebte eine echte Heldenreise, drohte immer wieder in der Unbedeutung zu versinken.
Ein falscher Mord
Bis das amerikanische Radiostudio Chicago Public Radio 2014 einen ganz neuartigen Podcast veröffentlichte. Eine Staffelproduktion. 12 Episoden und dann ist die Geschichte zu Ende erzählt. Doch das Besondere ist der Inhalt. In der wöchentlichen Episode untersucht die Journalistin und Radiomoderatorin Sarah Koenig den echten Mord an der Schülerin Hae Min Lee. Die Justiz verurteilte damals ihren Ex-Freund zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes.
Doch der Mordfall wies Ungereimtheiten und Lücken auf. Erst rollte die Journalistin diesen Mordfall auf und dann sah sich die Justiz gezwungen, den Mord an der Schülerin erneut zu untersuchen. Mit dem Ergebnis, dass der verurteilte Ex-Freund einem schlimmen Justizirrtum zum Opfern fiel. Er war und ist unschuldig.
Diese Story, dieser Podcast war ein Straßenfeger. Millionen von Menschen verfolgten die Aufklärung des Mordfalls, die Medien waren aus dem Häuschen und feierten das neue Genre „True Crime“.
A star was born
Das war die eigentliche Geburtsstunde des Podcasts. Hier begann die Erfolgsgeschichte, hier fanden die Audioinhalte endlich ihre Ohren.
Schauen wir uns heute die Top Ten der Podcasts an, stellen wir fest, dass die Faszination zum Genre „True Crime“ ungebrochen ist.
DIE ZEIT landet mit dem Podcast ZEIT VERBECHEN meist auf dem ersten Platz. Die Journalistin und Chefredakteurin Sabine Rückert berichtet aus über 30 Jahren Gerichtsberichterstattung auf ihre ganz eigene Art. Und wir sind noch immer fasziniert und begeistert.
Im Jahre 2020 hat der Podcast den Weg ins Wohnzimmer gefunden. Wobei, das stimmt nicht ganz. Podcast ist noch immer ein Medium, dass meistens alleine gehört wird, dass entweder über das Autoradio oder die Kopfhörer zu uns kommt.
Spotify macht das Geschäft
Eine Studie* aus diesem Jahr veröffentlichte jüngst spannende Zahlen:
10Mio Menschen in Deutschland hören regelmäßig Podcast, bei den unter 30-jährigen sind es 30% der Befragten. Die Hördauer liegt bei der Mehrheit im Durchschnitt bei drei Stunden pro Woche. Die meisten hören Podcast mittlerweile über Spotify und damit hat Spotify Apple Podcast den Rang 1 abgelaufen. Und das größte Interesse der PodcasthörerInnen bezieht sich auf Wissen- und Infopodcasts.
Es hat sich viel verändert in der kleinen Podcastwelt. Sie ist größer geworden, ein bisschen unübersichtlicher und es herrscht mittlerweile ein strengerer Ton. Es hat sich im Marketing und in der PR rumgesprochen, dass hier noch etwas zu reißen ist. Die Goldgräberstimmung ist ausgebrochen mit all seinen Vor- und Nachteilen. Tolle Formate entdecken die Welt, Big Player verdrängen die Kleineren und gleichzeitig feiern Nerdpodcasts den großen Erfolg.
Selbst die Bundeskanzlerin hat sich schon eingeschaltet. Am 18. März, sprach sie uns Mut zu für die bevorstehende Krise und den Lockdown „Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht einsam sind. Wir alle müssen Wege finden, um Zuneigung und Freundschaft zu zeigen.“
Ein Stern für Drosten
In der vergangenen Woche verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz erster Klasse an Prof. Dr. Christian Drosten. Die Hoffnungsstimme der Corona-Krise, dem Experten im Corona-Podcast-Update und dem Virologen der Charité und zwar explizit für seine gute Kommunikation.
Danke Podcast
Ich liebe den Podcast – er kann so viel. Und so viele können Podcast.
Die einen als Hobby, die anderen aus Profession, manche podcasten wirklich mies und andere inspirierend gut. Macht doch – ist doch gut so.
Ein demokratisches Medium zum Einschlafen und Wachbleiben.
Ganz wie wir es brauchen. Schön, dass es Dich gibt.
(*Goldmedia Studie Pod-Ratings 2020)
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